Ein traumatisches Erlebnis
muß der Grund dafür gewesen
sein, weshalb andere Autos als die von André Citroën und
seinen Nachfahren in meiner Familie
keine
Chance haben.
Was konnten meine Eltern mit
einer kleinen, aber feinen Erbschaft besser
anfangen, als sie 1976 in einen schneeweißen GS Pallas
zu investieren? Es war ein wunderbarer Entschluß. Denn welcher
anderer
Wagen hat bereits einen Tag nach dem Kauf eine total leere Batterie?
Und
welcher Wagen verfiel dem Rostfraß, der nach sechs Monate
unübersehbar
war? Welcher anderer Wagen ist so eigensinnig, wenn es darum ging,
morgens
den Besitzer zur Arbeit zu bringen oder eben auch nicht? Soviel Freude
war nicht jedem GS-Fahrer vergönnt. Ein Arbeitskollege meines
Vaters,
der seinen GS nur einige Monate später bekam, konnte all diese
"Freuden"
nicht teilen und mußte relativ sorglos durch die Lande schweben.
Trotzalledem hielten meine Eltern bis ca. 1981 zu "unserem" Pallas, bevor sie ihn zugunsten eines einheitsdesignmäßigen Japaner (Toyota Corolla) aufgaben. Der Lübecker Citroën-Händler bot enorme 50 DM (und die Verschrottung), der Japan-Vertreter dagegen 1000 DM für den GS, der wenigstens innen 1a war und wenig später ebendort zum Wiederverkauf angeboten wurde.
Bis 1986 mußte ich
warten, bis meine
Versuche, meine Eltern auf den rechten Weg der Fahrkultur
zurückzuführen,
endlich Erfolg zeitigten. Der Japaner hatte seine Schuldigkeit getan.
Er
wurde durch einen BX 16 TRS abgelöst. Endlich
konnte
man wieder den französischen Komfort genießen. Lediglich das
Schiebedach wollte erst 1991 einwandfrei funktionieren. Warum
mußte
es nur solange damit warten? Denn schon im März 1992 rammte ein
offensichtlicher
Fahrkulturhasser den BX so, daß nur ein Totalschaden
übrigblieb.
Dabei sollte dieser Wagen mit der seltenen Farbe Schilfgrün
eigentlich der
Ewigkeit
erhalten bleiben. Mit ihm überschritten meine Freundin und ich am
23. Dezember 1989 die Grenze zur DDR - einige Stunden vor der
offiziellen
Grenzöffnung von West nach Ost. Dort wurde er mit Sekt
übergossen
und sein eigentümliches Armaturenbrett wie das eines
exterristischen
Fortbewegungsmittels bestaunt.
Im April 1992 folgte für
meine Eltern sodann
der nächste BX, dieses
Mal das Sondermodell Village. Im Oktober 1992 gesellte
sich
dann schließlich mein erster eigener Citroën, ein AX
Fashion
hinzu. In
dem Zeitraum bis Mitte 1998 begleitete er mich über 145.000 km
ohne
nennenswerte Mängel durch die nähere und entferntere
Umgebung.
So führte er meine Freundin zum Beispiel im Februar 1994 bei einem
Gebrauchtwagenhändler zu einer Ente, die fortan meinem AX und dem
elterlichen BX Gesellschaft leisten sollte.
Fast hätte sich der
weiße 2 CV Club bereits
im Juni 1995 wieder von meiner Freundin verabschiedet,
als er auf dem Weg von der Ost- zur Nordsee unter der Motorhaube in
Flammen
aufging. Es war ein Fest für die Freiwillige Feuerwehr
Kellinghusen,
die sich zum Erinnerungsphoto vor dem schwarzgerußten Entlein
postierte.
Der hohen Versicherungssumme und dem bastlerischen Können eines
Bekannten
war es zu verdanken, daß die Ente bereits im August wieder
fahrbereit zuhause
war. Weil die Ente leider in der Mitte etwas in die Knie ging, wurde im
Winter 1997/98 der durchgerottete Rahmen durch einen verzinkten und
verstärkten
Rahmen englischer Produktion ausgetauscht. Laut Werkstatt soll der nun
20 Jahre halten. Wir wollen es glauben ...
Ein Zufall wollte es,
daß der AX mit mir und meiner Freundin im
Mai 1997 in Hyeres/Süd-Frankreich an einem kleinen
Citroën-Händler
vorbeifuhr. Ein größerer Zufall wollte es, daß der
Inhaber
von einem Herrn wußte, der aus welchem Grund auch immer von einer
ID
19 B Abschied nehmen wollte. Und ein noch größerer
Zufall
wollte es, daß diese ID 19 trotz ihrer 30 Jahre nicht nur
schön
anzusehen, sondern auch weitestgehend technisch in Ordnung war. Der
größte
Zufall war jedoch, daß sich der Verkäufer ganz
selbstverständlich
auch noch um den Wagen und seine Reparatur kümmerte, als die
Besitzer
schon längst gewechselt hatten. Nach drei Wochen aufgeregten
Wartens
konnte ich die ID aus
Südfrankreich nach Lübeck führen. Der Abschied fiel dem
Wagen wohl schwer, denn nach den ersten 30 km war das Kühlwasser
perdu
und zwang zu einer halbtägigen Zwangspause, in der der Kühler
von seinen Verstopfungen befreit werden mußte. Dann aber schwebte
die ID ohne weitere Zwischenstops 1600 km direkt nach Lübeck. Hier
ist sie nun, hat die anderen mobilen "Familienmitglieder" bereits
kennengelernt, in einer Werkstatt das Nötigste mit sich
machen
lassen, schon mal den TÜV
besucht und hat seit Ende Juni endlich ihre
(Oldtimer-) Zulassung.
Das volumenmäßig größte Geschenk zu meinem 29. Geburtstag (1998) war unzweifelhaft mein neuer Berlingo 1.4 Multispace. Nachdem wir zwei Probefahrten (eine in Leipzig und eine in Lübeck) gemacht, etliche Male hin- und hergerechnet hatten und uns endlich entschlossen hatten, bestellten meine Freundin und ich ein rotes Exemplar mit dem riesigen Faltdach, ohne das die Entscheidung vielleicht anders ausgefallen wäre. Die ersten km in dem neuen Wagen haben aber die Richtigkeit des Entschlusses bestätigt. Mit etwas Trauer habe ich mich gleichzeitig von meinem AX trennen müssen. Er ging als Anzahlung zurück zum Händler. Möge er anderen ein treuer Begleiter sein. Allerdings: Man sieht sich im Leben immer zweimal - also abwarten ....
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2001 stieß schon wieder ein Citroën zu mir,
genau am 16. November 2001. Und wieder erfüllt er alle
Traumvorstellungen: niedriger Verbrauch, formschön, praktisch,
unverwüstlich. Er ist allerdings nur für eine Person
zugelassen: meine Tret-DS, die wahrscheinlich aus dem Jahre 1965 stammt.
Seit Mai 2002 erstrahlt diese Schönheit nun auch in der neuen Lackierung der "großen" ID: Blue d´Orient. |
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Meine ID wechselte über Winter 2001/2002
ihr Kleid. Statt des doch sehr progressiven Streifendesigns
(s.o.) schmückt sie sich jetzt in Bleu d´Orient und Gris
d´Argent (Dach). Ihre erste Tour in den frischen Farben
führte sich - selbstverständlich - nach Frankreich
(Elsaß). (Ein ausführlicher Urlaubsbericht ist in der
DS-Club-Zeitschrift HP 2002 nachzulesen) |
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Selbstverständlich präsentierte sich die
Schöne dann auch beim DS-Treffen
in Boltenhagen im Juli 2002 (siehe unten). |
Doch Citroëns sind bekanntlich sehr gesellige
Zeitgenossen. Und so geschah, was geschehen mußte: Mein
regelmäßiger virtueller Gang
durch´s Internet führte mich im Mai 2002 zu einer Auktion
bei www.ebay.de. Dort wurde ein
geranienroter GSA zum Bieten freigegeben. Nur ein weiterer wollte sie
ersteigern, stieg aber schnell aus, als das Gebot unglaubliche 470 Euro
(!)
erreichte. Eine spannungsgeladene Fahrt führte uns nach dem
eigentlich nicht erwarteten Zuschlag in die Nähe von Chemnitz, im
Fahrzeugschein selbstverständlich noch Karl-Marx-Stadt genannt.
Denn es handelt sich bei diesem GSA Pallas, Erstzulassung 1982, um
einen der ca. 10.000 GSA, die in den frühen achtziger Jahren in
die DDR importiert wurden.
Der Verkäufer hatte mich gewarnt: Die Reifen sind blank, mit den würde selbst er nicht auf längere Tour gehen. Aber was schreckt schon einen wirklichen Citroënthusiasten? Ich weiß jedenfalls nichts .... Also hinter´s Steuer gesetzt und in knapp 8 Stunden (über Berlin, 2-Stunden-Stau und Schwerin, wo der Citroën-Autohaus-Griese-Leih-Xantia gegen meine ID zurückgetauscht wurde) gen Lübeck. Zuhause sollte der erste Werkstattbesuch die Wahrheit ans Tageslicht bringen: "Das ist ein Superwagen, mal abgesehen von den abgefahrenen Reifen, lärmenden Bremsen und dem neuen Auspuff mit Loch - und der ausgeschlagenen Schwinge." Klingt doch wirklich nicht verkehrt, oder? Schon zum DS-Treffen in Boltenhagen durfte auch der GSA seine norddeutsche Premiere feiern - ohne die genannten Mängel mit frischem TÜV. |
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Als
Fahrzeug für die Wintersaison 2003/04 legte ich mir einen BX 19 GT
der seltenen Serie 1 aus dem Baujahr 1985 zu. Innen wie
außen sehr gepflegt, machte das Fahren damit richtig
Spaß. Aus Platz und Vernunftsgründen (spielen
die bezüglich des Themas Citroen bei mir eigentlich eine
Rolle?) habe ich den BX im Frühjahr 2005 wieder verkauft. |
![]() Die Zeit (oder bin doch teilweise ich es?) ist nicht untätig. Es hat sich wieder viel getan: Mein Berlingo macht nun anderen Menschen Freude. Ich bekenne mich zur abstrakten Kunst und fahre seit Anfang Januar 2005 Xsara Picasso. Meine Freundin ist nun seit Februar 2005 auch BX-Fahrerin (Schenkung meines Vaters). Mein goldfarbener CX GTi, Baujahr 1978, den ich nur einmal ganze 10 m bewegt und gemeinerweise auf dieser Seite bislang unterschlagen habe, wurde getauscht gegen einen nahe zu perfekten CX 2,0 l, Baujahr 1983, also auch Serie 1 (aber mit TÜV, AU, neuen Reifen und so weiter). Mein Vater, nun Nicht-Mehr-BX-Fahrer, legte sich einen C4 zu - als Benziner geordert, als Diesel bekommen - gutes Geschäft! Und schon seit Anfang 2003 kurvt meine Mutter mit einem C3 ![]() Und die Moral von der Geschicht´? Trau Deinen schlechten Erfahrungen nicht - es kann nur besser werden... |